Dominik Bloh berichtet über sein Leben auf der Straße
Scheeßel. „Es gibt keine wirklichen Freunde, jeder kämpft für sich und alles dreht sich ums Geld“, bringt der Hamburger Autor Dominik Bloh seine Erfahrungen als Obdachloser auf der Straße auf den Punkt. Der Lions Club Scheeßel veranstaltete Ende Oktober mit Dominik Bloh zwei Lesungen in der BeekeSchule.
Vormittags lauschten auf Einladung der Lions 250 Schüler der Oberschule und des benachbarten Gymnasiums Eichenschule dem authentischen Bericht Blohs, abends waren es 250 zahlende Gäste. „Das komplette Eintrittsgeld wird ohne Abzug an die regionale Obdachlosenhilfe gespendet“, versprach Lions Präsident Jan Gerlach. Dazu spendete die Lions weitere 500 Euro für Blohs Projekt eines Duschbusses für Obdachlose.
Die Obdachlosigkeit sieht man dem inzwischen erfolgreichen Schriftsteller nicht mehr an. Seit vier Jahren hat er ein Dach über dem Kopf, das Buch geschrieben und engagiert sich in der Obdachlosenhilfe zum Beispiel mit seinem Duschbus-Projekt GoBanyo oder bei Hanseatic Help („Dein Zelt kann ein Zuhause sein“). Als der 30-Jährige ganz offen darüber berichtet, wie seine psychisch kranke Mutter ihn mit 16 auf die Straße setzt, wird es mucksmäuschenstill. Elf Jahre lang stellt er sich dem gnadenlosen Überlebenskampf, der ihn letztendlich stärkte.
Als die Mutter ihn vor die Tür setzte, ging er noch zur Schule und wollte unbedingt das Abitur schaffen. „Meine Lehrer haben nicht bemerkt, dass ich aus dem Koffer lebe und im Park schlafe“, berichtet Bloh. Drogen habe er gemieden, weil er sah, wie sie zugrunde richten. Das rät er auch den gespannt zuhörenden Schülern und abends den Erwachsenen. „Verliebt euch lieber, das ist cooler als Drogen!“ ruft er in den Saal. Ganz ohne anzuecken lief es dann aber nicht: Alkoholexzesse, Schulden und Kiez-Jobs begleiteten einen Teil seines Lebens. Kurz vor 18 nahm eine betreute Wohngemeinschaft ihn auf, setzte ihn aber als Volljährigen wieder auf die Straße.
Die Wende kam 2015 mit der Flüchtlingskrise. Da sah Dominik Bloh, dass es anderen auch schlecht geht. Er half beim Wäsche sortieren in den Kleiderkammern der Hamburger Messehallen. Daraus entstand Hanseatic Help, wo er heute noch hilft. Der Hamburger Verein sammelt beispielsweise auf dem Scheeßeler Hurricane Festival Zelte, um sie Obdachlosen zur Verfügung zu stellen. Auch bei diesem Projekt engagierte sich der Scheeßeler Lions Club im letzten Jahr, erläutert Jan Gerlach.
„Die Straße bleibt im Kopf“, resümiert Dominik Bloh. Er rät: „Seid ehrlich zu euch selbst, tut Gutes und denkt daran, dass Geld nichts mit Glück zu tun hat.“ Mit seinem im Ankerherz-Verlag erschienenen Buch „Unter Palmen aus Stahl“ will er auf die Not Obdachloser aufmerksam machen. Seine Zuhörer bittet er, sich auf Obdachlose einzulassen, auch mal mit ihnen zu sprechen. Und zu helfen.